Christine Pöschl aus Regensburg, 54 Jahre

"Mit dem schmerzfrei eingesetztem Band kann ich endlich wieder unbeschwert Sport treiben"

 
   
   
   

Das Schlimmste war dieses unangenehme Gefühl. Diese lästigen Einschränkungen im Alltag. Und der Gedanke, jeder könnte ihr anmerken, was mit ihr los ist: Zehn Jahre lange schlug sich Christine Pöschl (54) mit einem Gesundheitsproblem herum, das zwar nicht schmerzte, aber extrem unangenehm war – sie litt an Blasenschwäche. 
Es hat schleichend angefangen. „Anfangs merkte ich es nur beim Husten oder Niesen“, erzählt die Sachbearbeiterin aus Regensburg. Später auch beim Sport: Christine geht joggen, spielt begeistert Tennis. Zunächst ist es nur dieses merkwürdige Gefühl, so als müsste man auf die Toilette. Später legt sie vorsichtshalber beim Sport eine leichte Einlage ein.

Ihr Frauenarzt hat keine Erklärung für diese beginnende Inkontinenz. Ihre beiden Schwangerschaften liegen schon zu weit zurück, die Kinder sind heute 26 und 21. „Und es waren normale Geburten“, erinnert sich Christine. Der Gynäkologe mutmaßt, dass sich die Gebärmutter etwas abgesenkt hat und jetzt auf die Blase drückt. Er empfiehlt ihr Beckenbodengymnastik. Sie belegt einen Kurs, macht anschließend zweimal wöchentlich ihre Übungen. „Vielleicht hat es den Verlauf etwas aufgehalten“, meint sie. Auf Dauer geholfen hat es nicht. 

Vor fünf Jahren verschlechtert sich die Situation. „Ohne dicke Einlagen bin ich nicht mehr zum Sport gegangen.“ Hinzu kommt: Das Thema ist ein Tabu, Christine geniert sich. „Ich habe immer gedacht, hoffentlich merkt keiner, was mit mir los ist.“ Dass Millionen Frauen in Deutschland unter Blasenschwäche leiden, oft sogar noch weit jüngere als sie, ist ihr dabei kein Trost.

Mit der Zeit spitzt sich die Situation zu. „Oft spürte ich es schon beim schnellen Gehen oder bei einer abrupter Bewegung.“ Der Sport ist mittlerweile gestrichen. Bereits vor drei Jahren prophezeit ihr der Urologe: „Um eine Operation werden Sie wohl nicht herum kommen.“ Und empfiehlt ihr das Caritas Krankenhaus St. Josef in Regensburg. Hier trifft Christine Pöschl auf Professor Wolfgang Rößler, der seit rund zwölf Jahren mit der sogenannten TVT-Operation (Tension-free Vaginal Tape) gute Erfahrungen gemacht hat. 

„Wichtig ist natürlich erstmal eine klare Diagnose“, sagt der Urologe. Eine Blasendruckmessung zeigt, ob es sich um eine Belastungs- oder eine Dranginkontinenz handelt. Die Belastungsinkontinenz ist ein typisch weibliches Problem und entsteht, wenn nach Entbindungen Bänder und Muskeln im Beckenbereich überdehnt und ausgeleiert sind. Klassisches Symptom: Beim Husten, Niesen, herzhaftem Lachen, vor allem aber beim Sport oder Springen verliert man ungewollt kleine Mengen Urin. Anders die Dranginkontinenz: Hier reagiert der Blasenmuskel bei normalem Harndrang unkontrolliert. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Harnröhrenverengung, Diabetes oder Neurologische Erkrankungen wie MS.
„Die Operation eignet sich nur bei bei der Belastungsinkontinenz“, erklärt Prof. Rößler. „Bei einer Dranginkontinenz wäre sie kontraproduktiv.“

Der Eingriff wird unter Vollnarkose minimalinvasiv – also mit Schlüssellochtechnik – durchgeführt und dauert gerade mal 15 Minuten. Dabei wird ein 1,5 Zentimeter kleiner Schnitt unter der Harnröhre sowie zwei winzige Schnitte an den Innenseiten der Oberschenkel gelegt. Das Band aus Polypropylen – ein Kunststoff, der sich seit Jahren als Nahtmaterial bewährt hat – wird unterhalb des Schambeinasts quer eingezogen.

„Das Band muss absolut spannungsfrei liegen“, betont Prof. Rößler. „Es darf die Harnröhre nicht etwa hochdrücken, sondern sollte eher wie eine Hängematte wirken.“ Denn mit dem Band soll zwar die Blase stabilisiert und ihr natürliche Haltefunktion ersetzt werden – jedoch nur vorübergehend. Langfristig bilden sich neue Bindegewebsstränge um diese künstliche Stütze herum, das Band selbst löst sich nach etwa zwei bis drei Jahren auf.

„Schmerzen hatte ich keine“, erinnert sich Christine Pöschl. Nach drei Tagen Krankenhausaufenthalt konnte sie schon wieder nach Hause, musste sich allerdings noch schonen. „Ich durfte nichts heben, nicht mal Einkaufstüten tragen und natürlich keinen Sport machen.“ Erlaubt sind Spaziergänge. Immerhin – ihre Beschwerden sind gleich nach der Operation komplett verschwunden. Nach vier Wochen kann sie wieder arbeiten.

Das Ganze ist jetzt fast ein Jahr her, Christine fühlt sich super. „Langsam fange ich auch wieder mit dem Sport an, laufe schon wieder regelmäßig. Einlagen brauche ich überhaupt nicht mehr.“

Zusatzinformationen

Thema: Blasenschwäche - Inkontinenz
Behandlungs-methode: TVT-Operation
(Vaginalband)
Klink: Caritas Krankenhaus
St. Josef - Regensburg
Behand. Arzt: Prof. Dr. W. Rößler
Datum: September 2006
Infos: www.gynacare.de
www.beckenboden.com

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Experte für Orthopädie
Dr. Andreas Betthäuser
Facharzt für Orthopädie
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